Als Debian-Systemadministrator werden Sie regelmäßig mit .deb
-Paketen umgehen, da sie festgelegte funktionale Einheiten (Anwendungen, Dokumentation usw.) enthalten, deren Installation und Wartung sie vereinfachen. Deshalb ist es gut zu wissen, was sie sind und wie man sie benutzt.
Dieses Kapitel beschreibt die Struktur und den Inhalt von „Binär“- und „Quell“-Paketen. Erstere sind Dateien, die direkt mit dem Befehl dpkg
benutzt werden können, während letztere den Programm-Quellcode sowie Anweisungen zum Bau von Binärpaketen enthalten.
5.1. Struktur eines Binärpakets
Das Debian-Paketformat ist so gestaltet, dass sein Inhalt auf jedem Unixsystem entpackt werden kann, das über die klassischen Befehle ar
, tar
und xz
oder manchmal auch gzip
oder bzip2
verfügt. Diese eigentlich triviale Anforderung ist wichtig für die Portierbarkeit und Wiederherstellung in Notfall.
Nehmen Sie zum Beispiel an, dass Sie aus Versehen das Programm
dpkg
gelöscht haben und dass Sie daher keine Debian-Pakete mehr installieren können. Da
dpkg
selbst ein Debian-Paket ist, sieht es so aus, als ob ihr System erledigt sei... Zum Glück kennen Sie das Format eines Pakets und können daher die
.deb
-Datei des
dpkg-Pakets
herunterladen und es manuell installieren (siehe Seitenleiste
HILFSPROGRAMME dpkg
, APT
und ar
). Wenn durch ein Missgeschick eines oder mehrere der Programme
ar
,
tar
oder
gzip
/
xz
/
bzip2
verschwunden sind, brauchen Sie nur das fehlende Programm von einem anderen System zu kopieren (da jedes von ihnen auf vollständig autonome Weise ohne Abhängigkeiten arbeitet, reicht einfaches Kopieren). Wenn Ihr System ein noch schlimmeres Schicksal erlitten hat und auch diese nicht funktionieren (vielleicht fehlen die tiefsten Systembibliotheken?), sollten Sie die statische Version von
busybox
ausprobieren (bereitgestellt im Paket
busybox-static), die noch eigenständiger ist und Unterbefehle wie
busybox ar
,
busybox tar
und
busybox xz
bietet.
Werfen Sie einen Blick auf den Inhalt einer .deb
-Datei:
$
ar t dpkg_1.20.9_amd64.deb
debian-binary
control.tar.gz
data.tar.xz
$
ar x dpkg_1.20.9_amd64.deb
$
ls
control.tar.gz data.tar.xz debian-binary dpkg_1.20.9_amd64.deb
$
tar tJf data.tar.xz | head -n 16
./
./etc/
./etc/alternatives/
./etc/alternatives/README
./etc/cron.daily/
./etc/cron.daily/dpkg
./etc/dpkg/
./etc/dpkg/dpkg.cfg
./etc/dpkg/dpkg.cfg.d/
./etc/logrotate.d/
./etc/logrotate.d/alternatives
./etc/logrotate.d/dpkg
./sbin/
./sbin/start-stop-daemon
./usr/
./usr/bin/
$
tar tJf control.tar.xz
./
./conffiles
./control
./md5sums
./postrm
$
cat debian-binary
2.0
Wie Sie sehen, besteht das ar
-Archiv eines Debian-Pakets aus drei Dateien:
debian-binary
This is a text file which simply indicates the version of the .deb
file package format version. In Debian Bullseye it is still version 2.0.
control.tar.xz
Diese Archivdatei enthält alle verfügbaren Metainformationen, wie den Namen und die Version des Pakets sowie einige Skripte, die vor, während oder nach der (Un-)Installation ausgeführt werden sollen. Einige der Metainformationen ermöglichen es Paketverwaltungstools, zu bestimmen, ob es möglich ist, sie zu installieren oder zu deinstallieren, z. B. gemäß der Liste der Pakete, die sich bereits auf dem Computer befinden und ob die gelieferten Dateien lokal geändert wurden.
data.tar.xz
, data.tar.bz2
, data.tar.gz
Dieses Archiv enthält alle Dateien, die aus dem Paket extrahiert werden sollen; hier werden die ausführbaren Dateien, Bibliotheken, Dokumentationen, usw. gespeichert. Pakete können verschiedene Komprimierungsformate verwenden, in diesem Fall wird die Datei für xz
, bzip2
oder gzip
unterschiedlich benannt.